Dark Scrum – was ist das?

Der Begriff Dark Scrum wurde von Ron Jeffries geprägt. Ron ist übrigens einer der Autoren des Agilen Manifest.

Definition von Dark Scrum

Von Dark Scrum spricht man, wenn Menschen durch Pseudo-Scrum unterdrückt werden. Oft werden dabei die Artefakte oder die regelmäßigen Scrum-Ereignisse genutzt, um das Team engmaschig zu kontrollieren, Druck auszuüben oder von außen zu steuern.

Was in klassischen Vorgehensmodellen oft nur in größeren Zeiträumen passierte und somit vergleichsweise wenig schadete, geschieht dann im Dark Scrum viel engmaschiger: Im Sprintzyklus oder teilweise sogar auf täglicher Basis (im Daily Scrum).

Die Folge ist, dass das gesamte Team leidet. Die Entwicklerinnen und Entwickler trifft es dabei typischerweise am härtesten, weil sie den größten Druck abbekommen. Die Leistung fällt ab, krankheitsbedingte Ausfälle können sich mehren, und es kommt zu inneren Kündigungen. Derart behandelte Teammitglieder verlassen oft das Unternehmen oder die Abteilung – auch wenn der Prozess von Dark Scrum vielleicht schon wieder abkehrt und für das Team wieder angenehmer läuft. Denn das Vertrauen ist nach ein paar Sprints in Dunkelheit meist zerrüttet.

Was genau passiert, wenn ein Team so behandelt wird?

Dark Scrum beraubt die Teammitglieder der Möglichkeit, selbstgesteuerte Individuen zu sein.

Menschen wollen respektvoll behandelt werden. Eine engmaschige Kontrolle oder Steuerung ist genau das Gegenteil. Teammitglieder erhalten durch dieses Verhalten unmissverständlich die nonverbale Botschaft: “Du hast keine Ahnung und du bist nicht Wert, Verantwortung zu übernehmen.” Nicht von Sprint zu Sprint und vielleicht nicht einmal von Tag zu Tag. Diese Botschaft ist sehr ernst und nagt an den betroffenen Teammitgliedern. Denn ihnen wird persönliche und fachliche Kompetenz abgesprochen.

Zumindest in der Softwareentwicklung arbeiten in Scrum-Teams oft studierte und hoch bezahlte Entwicklerinnen und Entwickler. Typischerweise genau diejenigen, die gerne Verantwortung für ihre eigene Arbeit übernehmen wollen. Die Folge ist, dass die Arbeitsmoral rapide sinkt und die Teammitglieder schnell innerlich kündigen. Von einem Kopfarbeiter, der wie ein Stück Vieh engmaschig kontrolliert und fremdgesteuert wird, kann man kein Engagement und keine qualitativ hochwertige Leistung mehr erwarten.

Oft folgt ein Bruch mit der Abteilung oder dem Unternehmen – je nach dem, wo die Quelle der Unterdruckung gesehen wird.

Dark Scrum schadet dem Ruf von Scrum

Auch für das agile Arbeiten im Allgemeinen und Scrum im Speziellen ist Dark Scrum sehr schädlich. Denn ein schlecht behandeltes Team wird schnell befinden, dass in der klassischen Arbeitswelt alles besser war.

Und sie haben damit in ihrem Fall sogar Recht. Nur, dass das Team nicht mit echtem Scrum in Kontakt stand, sondern mit einem schädlichen Plagiat. Das erkennen allerdings nur die wenigsten Betroffenen. Denn oft wurde das Team wenig bis gar nicht in Scrum geschult. Und der Missmut richtet sich dann gegen agiles Arbeiten bzw. gegen Scrum statt gegen eine schädliche Implementierung.

Ich finde das äußerst schade, da Scrum ursprünglich entwickelt wurde, um das Team zu schützen. Über die Jahre hinweig habe ich jedoch immer wieder Entwicklerinnen und Entwickler getroffen, die auf Scrum oder agiles Arbeiten geschimpft haben, weil sie in einem falsch implementierten Prozess unterdrückt oder überlastet wurden. Für diese Menschen ist der erneute Schritt in Scrum dann oft sehr vorbelastet und es braucht viel Zeit, damit sie wieder Vertrauen in das Framework aufbauen können.

Hast Du Dark Scrum erlebt?

Falls auch Du Dark Scrum erlitten hast (oder noch durchleidest), dann sende mir bitte eine Schilderung der Situation, wie es Dir dabei ging und welchen Ausweg Du für Dich gefunden hast (oder siehst).

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